SchülerInnen der 8. Jahrgangsstufe besuchten die Tafel in Marktheidenfeld
Im Dienst für die Menschen
"Armut - auch bei uns?" Um dieser Frage außerhalb des Unterrichts auf den Grund zu gehen, besuchte eine Religionsgruppe der 8. Jahrgangsstufe des Balthasar-Neumann-Gymnasiums mit ihrem Lehrer Holger Seidel die Marktheidenfelder Tafel. Unter der fach- und sachkundigen Führung von Bernhard Elsesser, selbst ehrenamtlich im Helferkreis tätig, konnten die Schülerinnen und Schüler die Räumlichkeiten besichtigen und ihre Fragen stellen. Dabei interessierte sie, wer als Kundin oder Kunde kommt, wann eingekauft werden kann und warum die Kunden trotzdem noch einen kleinen Beitrag zahlen müssen. Auch die Frage nach dem Verkauf, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, wurde gestellt.
Elsesser freute sich über das Interesse der Schülerinnen und Schüler und erläuterte in den Räumen in der Friedenstraße die Arbeit des Vereins, angefangen von der Abholung der Waren bei den Geschäften über die Sortierung und Verteilung bis hin zur wöchentlichen Ausgabe im Tafelladen. Mittlerweile gehören etwa 130 Abholer mit ihren Familien zum festen Kundenkreis der Marktheidenfelder Tafel, darunter zwei Drittel Migranten. Somit werden etwa 400 Personen mit Lebensmitteln versorgt, wie Elsesser zu berichten wusste.
Die Religionsgruppe aus der 8. Jahrgangsstufe des BNG mit Bernhard Elsesser von der Tafel Marktheidenfeld (hinten Mitte) und Lehrer Holger Seidel (hinten links).
Foto: Maya Sonnemann"Immer mehr Menschen reicht das Geld - auch trotz staatlicher Unterstützung - nicht zum Leben, zum Beispiel Arbeitslosen, Rentnern, Alleinerziehenden oder Geflüchteten", so Elsesser im Gespräch mit den Jugendlichen. "Und das, obwohl sie jeden Cent zweimal umdrehen, um über die Runden zu kommen." Armut in Deutschland, deren Ursachen und Folgen, sowie Altersarmut und Armutsgrenze wurden hierbei ausführlich diskutiert.
Die aktuell beinahe 80 ehrenamtlichen Helfer der Tafel sammeln deshalb "überschüssige" Lebensmittel und geben sie an Bedürftige weiter – zu einem symbolischen Betrag von derzeit 2,50 Euro. Auch ortsansässige Firmen spenden Lebensmittel und Konsumgüter, wie z. B. Windeln oder Waschmittel, die dann an die Kunden ausgegeben werden.
Seidel dankte für die Möglichkeit des Besuchs und machte deutlich, dass gerade der ehrenamtliche Dienst für die Menschen ein Auftrag Jesu und somit eine Aufgabe für uns Christen sei. Durch die Verzahnung von Unterricht und Tafel-Besuch würden so Aktualität und Lebensbezug dieses Auftrags Jesu deutlich werden.
"Es ist wirklich krass. Ich habe mir keine Vorstellung davon gemacht, wie bedürftig einige Menschen im Überflussland Deutschland sein können", so das Fazit eines Schülers. Und eine Schülerin ergänzte: "Ich mache mir jetzt mehr Gedanken darüber, was Lebensmittel kosten, was weggeworfen wird."
28.03.2023 | Holger Seidel